Farbige Lackierungen von Carbonrahmen, speziell in Weiß, bedürfen einer größeren Schichtdicke bis zum Erreichen der vollen Deckkraft. Rahmenlackierungen härten über die Jahre weiter aus, bzw. werden spröder. Dies ist vergleichbar mit weich gemachten Kunststoffen, welche über längere Zeiträume die Weichmacher durch Verdampfen verlieren und so zu einer Versprödung des Materials, des Lackaufbau führen. Somit ist die Rissbildung, der Alterungsprozess in den meisten Fällen sehr wahrscheinlich auf eine Änderung der chemischen und physikalischen Eigenschaften nach längerem Gebrauch zurückzuführen und nicht zwangsläufig auf einen strukturellen Carbonschaden zurückzuführen. Hierzu können folgende Faktoren zählen: Einwirkung von Sauerstoff in der Luft, Feuchtigkeit, Licht allgemein, im Speziellen UV-Licht, Röntgenstrahlung.
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Ein Carbonlaminat ist ausgehärtet sehr steif, aber auch nicht unendlich, somit können durchaus an neuralgischen Punkten Spannungen entstehen, welche dann im gealterten, spröden Lack zu Haarrissen
führen. Im Bild oben handelt sich explizit um eine Kerbwirkung am Sattelrohr, sowie im Bild rechts an der Zugführung / Zugeinlass am Oberrohr.
Dies erscheint hier die wahrscheinlichste Variante, jedoch kann ein Strukturschaden im Carbon nicht mit letzter Gewissheit ausgeschlossen werden. Daher gibt es in einem solchen Falle folgende
Möglichkeiten:
1. den Rahmen auf "wait and see" weiterzufahren und die Stellen regelmäßig zu beobachten. Diese Variante ist natürlich mit eines jeden persönlichem Risikomanagement verbunden und obliegt der
Eigenverantwortung. Im Zustand, welcher auf den Bildern zu sehen, ist ein plötzliches abruptes Versagen ausgeschlossen. An dieser Stelle wäre auch der "hochtechnologische Daumendrucktest"
anzusetzen, ob die betroffene Stelle weicher ist, nachgibt. Wäre dem der Fall läge eindeutig ein Strukturschaden vor, kann aber im Mikrobereich auch nicht ausgeschlossen werden. Mittelfristig
kann sich dies zum Problem entwickeln und zu dem scheinbar plötzlichen Versagen führen, kurzfristig ist dies jedoch ausgeschlossen. Hier hängt viel vom eigenen Risikomanagement und der
Eigenverantwortung ab, da keine zeitnahe, abschließende Diagnose gegeben ist.
2. Rahmen komplett demontieren und an den Carbon Bike Check einsenden, Kosten Rahmenset ca. 240,- € brutto
3. die Stellen auf Verdacht öffnen zu lassen und dementsprechende Maßnahmen dann treffen.
Eine Nachlackierung im Originalton wird oft nicht möglich sein, da die Farbcodes nicht bekannt sind, diese wiederum durch den Abschlusslack undefiniert verfälscht werden, sowie der erwähnte
Alterungsprozess / Vergilbung ein weiterer Faktor ist. Wir empfehlen in einem solchen Falle die Lackierung von Farbpatches in Anlehnung an das vorhandene Rahmendesign , als quasi neue Solloptik
zu lackieren.
Ein Klassiker am Ausfallende - Querriss im Lack
Ein ganz klassisches Beispiel der Rissbildung ist am Ausfallende.
In so einem Fall liegt kein wirklicher Riss vor, sondern hier zeichnet sich die Verbindungs- /Stoßstelle unter dem Lack ab, der Übergang von Ausfallende zur Sitzstrebe. Solange die Sitzstrebe und das Ausfallende fest miteinander verbunden sind, stellt dies kein Problem dar, muss aber engmaschig im weiteren Einsatz kontrolliert werden.
Der Hinterbau wird auf Druck belastet und ist mit einer verklebten Steckverbindung montiert. Vom Ausfallende ausgehend reicht ein Zapfen in die Sitzstrebe hinein und ist mit dieser verklebt.
Kommt es dann tatsächlich zur einer Ablösung, das Ausfallende lässt sich leicht bewegen, muss die Verbindung aufwendig wieder instand gesetzt werden, da eine Demontage des Ausfallendes aus geometrischen Gründen nicht möglich ist.
Eine zerstörungsfreie Prüfung macht in so einem Fall keinen Sinn, da die Ursache eindeutig ist.
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